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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 71

1895 - Straßburg : Heitz
71 Glasur des Töpfergeschirrs erfunden, ohne daß die Geschichte den Namen des Erfinders aufbewahrte. Ke st? nh olz [Chätenois] (3100 Emw.), westwärts von Schlettstadt an der Eisenbahnlinie Schlettstadt- Markirch, hat eine Mineralquelle, Bad Bronn genannt. Wohleingerichtetes Badhans mit großartigen Räumen. Scherweiler (2400 Einw.), unterhalb der Ruinen Ortenbnrg und Ramstein. Station der Linie Zabern-Schlettstadt. 2. Markolsheim (2200 Einw.), an der Rhein- straße, am Rhüne-Rhein-Kaual und au der Straßen- bahn Straßburg-Markolsheim, 1 Stunde vom Rhein, 55 km von Straßburg und 13 km von Schlett- stadt , hat ein ansehnliches Stadthans, eine schöne Kirche, eine Wollweberei und drei Mühlen. 3. Weiler [Ville] (1000 Einw.), in einem schönen Thal, 16 km von Schlettstadt, an der Straße von Schlettstadt nach Luneville, hat Bierbrauereien, Getreide-, Oel- und Sägemühlen, fabriziert Kirsch- wasfer und Essig. 4. B arr * (5600 Einw.), an der Kirneck, die mehrere Werke treibt, am Fuße des Kirchbergs und an der Eisenbahnlinie Zabern-Schlettstadt, ist schön gelegen und sehr gewerbsam. Die Stadt hat eine Realschule. Im Thal sind mehrere Fabriken: Eine Färberei, Sockenfabriken, Kunstwollfabrik, Woll- und Baum- Wollspinnereien, Sägemühlen u. s. w. In der Stadt sind mehrere große Gerbereien und Bierbrauereien. Der Handel mit Leder, Holz, Wein und Brannt-

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 94

1895 - Straßburg : Heitz
94 liche Palast, die protestantische Kirche, die neue Garui- sonkirche mit schönem gotischen Turme, die Synagoge, die Präsektur und das Theater auf einer Moselinsel, das Stadthans, der Justiz-Palast, das Lyceum, die Spitäler von St. Niklaus und Lon-Lkcoul'iz, das Militär-Lazarett, das Museum, die Bibliothek, die gedeckten Markte n. s. w. Die Stadt hat bedeutende Tuch-, Trikot-, Woll- decken-, Flanell-, Baumwoll-, Leder-, Leiuwand-, Konserven-, Hnt-, Papier-, Pfeifen-, Schnh- und Schnnpftabaksdosenfabriken und eine Glockengießerei; sie treibt sehr lebhaften Handel, besonders mit Vieh und Landesprodukten. Ii. Der Landkreis Me.tz. 76,800 Einwohner. 1076 □ km. 1. Der Land-Kanton Metz umfaßt die früheren Kantone Metz I, Ii, Iii Land, nebst den annektierten Gemeinden des Kantons Briey. Metz bleibt Kantons- Hauptort. Montigny bei Metz (3950 Eiuw.), ist der be- deuteudste Ort dieses Kantons, besitzt ein Schloß ans dem 17. Jahrhundert und einen botanischen Garten, zu welchem eine schöne Allee führt. Große Eiseubahnwerkstätteu. Bischöfliches Progymnasium. Bahnstation. Woippy (1260 Einw.), Lorry (670 Einw.), Marange (680 Einw.) und Plappeville (1000 Einw.) treiben Garteubau und liefern gutes, feines Obst (Erdbeeren); Scy (1330 Eiuw.) erzeugt vor-

3. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 53

1895 - Straßburg : Heitz
53 Endlich erwähnen wir noch die zahlreichen Bier- brauereien, die Fabrikation des Sauerkrautes, der Gänseleberpasteten und des Tabaks. D. Handel, Aus- und Einfuhr. Durch seine Lage zwischen zwei großen Ländern, durch die zahlreichen Eisenbahnen, Straßen und Ka- nüle, welche das Land durchschneiden, nimmt Elsaß- Lothringen eine wichtige Stellung ein für den Handel- Ausfuhrartikel sind: Tabak, Hopfen, Hanf, Wein, Bier, Essig, Reps-, Lein- und Mohnöl, Käse, Sauer- kraut, Gänseleberpasteten, Eisen und Eisenwaren, Kattun, Baumwollzeuge, überhaupt alle sogenannten Mülhauser und Markircher Artikel, Tapeten- und Schreibpapier, Tuch, Strohhüte, chemische Produkte, Thon- und Porzellanwaren, Glas n. f. w. Eingeführt werden: Vieh, Getreide, französische Weine, Branntwein und feine Liqneurs, Baumöl, Seidenwaren, Batist, feine Leinwand, Putzwaren, Pelz- werk, Wolle, feine Tücher, Steinkohlen, Kolonialwaren, wie Zucker, Kaffee, Gewürze, Farbhölzer u. s. w. s 16. "gtfocli, Einteilung u. Kcrnptorte des Lcrndes. A. Volk. Die Einwohner von Elsaß-Lothringen stammen teils von keltischen, teils von deutschen Völkern ab und sprechen drei verschiedene Sprachen: die deutsche (allemannischer Dialekt), die französische und die Pa- toissprache, welch letztere ein Gemisch von keltischen, lateinischen, deutschen und französischen Wörtern ist.

4. Heimatskunde von Elsaß-Lothringen für Schule und Haus - S. 35

1910 - Straßburg : Bull
§ 11. Industrie und Gewerbe. — § 12. Handel und Verkehr. 35 Weltbedarfs wird von ihnen bestritten; denn das Schwarz ihres Fabrikates bleibt unverändert, selbst bei großer Erwärmung unter dem Bügeleisen. Die Waggonfabrik zu Reichshofen (Kr.hagenau) liefert Eifenbahnperfonen- wagen, Güterwagen, Straßenbahnwagen, Krahnen, Drehscheiben u. a. Fabrik chemischer Produkte zu St. Avold (Kr. Forbach). Sie liefert Leim, Gelatine, ferner Knochenmehl, Knochenöl, Knochensuperphosphat, Buch-- druckerwalzeumasse, Maschinenkitt n. a. Die Tonplattenfabrik in Saargemünd fertigt die bekannten „Saarge- münder Platten", feuerfeste Röhren und Steine, mehrfarbige Mosaikplatten. Die Fayence- und Porzellanfabrik Saargemünd ist weltbekannt, sie liefert Alltagsware, aber auch Kunstgegenstände von höchstem Werte. Die zuge- hörende Fabrik in Niederweiler (Kr. Saarbnrg) arbeitet nur tägliche Gebrauchs- gegenstände. Die Fabrik lackierter Pappwaren zu Forbach, die in alle Welt gehen und mit den Japanerwaren den Wettbewerb ertragen. Dazu kommt eine Fabrik von Hans- und Küchengeräten aus gepreßtem Holzstoff (Eimer, Töpfe, Schüsseln, Badewannen). Eine dritte Fabrik, auch zu Forbach, liefert den beiden anderen den notwendigen Rohstoff. Die Werkzeugfabrik auf dem Zornhof bei Zabern (Gemeinde Monsweiler) ist der größte Betrieb dieser Art, die sonst in den Kreisen Molsheim und Zabern oft vertreten ist. Sie fertigt Werkzeuge für alle Art Handwerke, Ackergeräte, Küchengeräte u. a. 12. Heimarbeit. a) In Lothringen sind zu nennen Heimarbeit in Monogrammstickerei, Perlenstickerei, Haarnetzflechterei, alle im Kreise Saarburg. Strohhntslechterei (Kr. Saargemünd, Saarburg, Chäteau-Salins für die Fabriken in Straßburg, Saarunion, Saaralben). Perlkranzflechterei (Kr. Saargemünd und Chäteau-Salins für die Fa- briken in Rohrbach (Kr. Saargemünd) und Jnsmingen (Kr. Chäteau-Salins). d) Im Elsaß sind aufzuführen Markircher Artikel (besonders oberes Breuschtal und Weilertal) S. 58. Haarnetzslechterei aus Menschenhaar (Kanton Böschweiler und angren- zende Teile von Kr. Straßburg-Land und Schlettstadt, an 20000 Arbeiterinnen). § 12. Kandel und Derkeör. Der Handel von Elsaß-Lothringen ist nicht unbedeutend. Gegenstand des Handels sind besonders: Wein, Getreide, Hanf, Öl, Eifen, Kohlen, Wolle, Hopfen, Bauholz, Glas, Leder usw. Haupthandelsplätze sind: Straßburg, Colmar, Hagenau, Mülhausen, Metz, Dudenhofen, Sierck. Der Handel wird befördert und geregelt durch Märkte aller Art, durch Ver- sichernngsanstalten, durch die trefflichen Post-, Telephon- und Telegraphen- einrichtnngen des Staates, durch die Schiffahrt auf dem Rhein, der Jll, der 3*

5. Teil 5 - S. 11

1910 - Straßburg : Bull
11 8. Einen eher grözen den vant der spürehunt. als er begunde vliehen, dö kom an der sinnt des selben gejägedes meister bestuont in üf der slä1). daz swin vil zornecliche lief an den küenen helet sä. 9. Dö sluoc in mit dem swerte der Kriemhilde man: ez bet ein ander jegere so samfte s) nicht getan, dö er in bete ervellet, man vie den spürehunt. dö wart sin jaget daz riebe wol den Burgonden kunt. . . 10. Dö hörten’s allenthalben ludern 3) unde döz. von liute und ouch von bunden der schal was so gröz daz in da von antworte der berc und ouch der tan. vier und zweinzec ruore4) die jägere beten verlän5). 11. Dö muosen vil der tiere vliesen da daz leben. dö wänden si daz stiegen, daz man in solde geben den pris von dem gejägede : des enkunde niht geschehen, dö der starke Sifrit wart zer fiwerstat gesehen. 12. Daz jaget was ergangen6 7) unde doch niht gar. die zer fiwerstete wolden, die brähten mit in dar vil maniger tiere blute und wildes genuoc. hey waz man des zer kuchen des küneges Ingesinde truoc ! 13. Dö hiez der künic künden den jegern üz erkorn daz er enbizen1) wolde. dö wart vil lute ein hörn z’einer stunts) gebläsen : dä mite in wart erkant daz man den fürsten edele dä zen herbergen vant. . 14. Dö sprach der herre Sifrit: ’nu rüme ouch wir den tan!’ sin ros truoc in ebene : si ilten mit im dan. si ersprancten mit ir scalle ein tier vil gremilich, daz was ein bere wilde, dö sprach der degen hinder sich: 15. ’Ich wil uns hergesellen kurzewile wem. ir sult den bracken läzen: jä sihe ich einen bern, der sol mit uns hinnen zen herbergen varn. er’n vliehe dann’ vil sere, er'n kan sih’s nimmer bewarn.’ 16. Der bracke wart verläzen, der bere spranc von dan. dö wolde in erriten der Kriemliilde man. er kom in ein gevelle9): done konde’s niwet wesen, daz starke tier dö wände vor dem jägere genesen10). 17. Dö spranc von sinem rosse der stolze ritter guot: er begonde näch loufen. daz tier was umbehuot, ez enkonde im niht entrinnen: dö vienc er iz zehant, än aller slahte ") wunden der heit ez schiere gebaut. *) Spur (be§ Wildes'! 2) leicht 3) Lärm 4) Meuten 5) losgelassen 6) beendigt 7) essen 8) einmal 9j Ort mit umgestürzten Bäumen, Steinen u. dgl. 10) sich retten ") Art

6. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 40

1912 - Straßburg : Bull
40 wenigstens ebenso teuer wurde als der Natnrwein. Es genügte natürlich nicht, wenn das nur in Elsaß-Lothringen geschah; fürs ganze Reich hätten solche Gesetze gelten müssen. Aber konnte denn das das Reich? Wohl vier Fünftel desselben wissen nichts vom Weinbau. Soll man vier Fünfteln der Bewohner das Getränk verteuern, um einem Fünftel zu nützen? Selbst im Elsaß wollten einsichtsvolle und ehrliche Männer und Volksfreunde von einem Verbot oder einer übermäßigen Besteuerung des Kunstweins nichts wissen. Sie sahen im Kunstwein ein billiges, die Gesundheit nicht schädi- gendes Getränk für die vielen Arbeiter, Handwerker, Kleinbürger, das diese wenigstens von dem so verderblichen Branntweingenusse abhielt. So erwuchs unsern Winzern im Knnstwein ihr gefährlichster Gegner. Schutzlos standen sie ihm gegenüber. Aller Kampf war vergebens. Man schalt das Reich, man sah es als ein Unglück an, daß Elsaß-Lothringen deutsches Land geworden war. Und doch litten die französischen Winzer unter ähnlichen Verhältnissen. Ja, ihre Unzufriedenheit machte sich sogar in kleinen Revolutionen Luft. Doch noch mehr. Zu den Kunstweinfabrikanten gesellte sich dann der Weinhandel als Schädiger unseres Weinbaues. Der Winzer selber verkauft ja in den seltensten Fällen unmittelbar an den Verbraucher. Er gibt sein Erzeugnis an den Weinhändler ab. Was dieser nach Altdeutschland liefert, gilt als Elsässer Wein. Zum Unglück lernten aber die Weinhändler die Weinverfälschung auch. Sie kauften Kunstwein zusammen, vermischten ihn mit Naturwein und verkauften ihn wieder als „Naturwein". Viel Pfälzer Wein ging auch ins Land. Der aber erlangte um die Jahrhundertwende eine höchst traurige Berühmtheit, weil durch einige Prozesse nachgewiesen wurde, wie sehr einige Weinhändler ihren „Wein" gefälscht hatten. Die Handelsverbindung zwischen der Pfalz und dem Reichsland war allgemein bekannt. Und so hat auch unser Wein durch die Aufdeckung jener Wein- verfälschungen seinen guten Namen verloren. Noch eine Reihe anderer Umstände haben mitgewirkt, die unsern Wein nicht hoch kommen ließen. Sie können hier nicht alle aufgeführt werden. Jedenfalls hat sich von den großen Hoffnungen unserer Winzer nach 1870 lange Zeit nichts erfüllt. Für alle andern Landeserzeugniffe, die wir bisher kennen lernten, ist die Verbindung Elsaß-Lothringens mit dem Deutschen Reiche von Segen gewesen. Nur unserm Wein blühte lang kein ähnliches Glück. Was mußte denn nun geschehen, damit er wenigstens einen Teil seines alten Ruhmes wieder erwerben konnte? Zunächst war sein Hauptfeind, der Kunstwein, zu besiegen. Immer wieder haben unsere Winzer ein Reichs- weingesetz verlangt, das den Naturwein, die edle Gottesgabe, von seinem

7. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 81

1912 - Straßburg : Bull
81 gingen allein rund 5 Millionen nach Altdeutschland. Nun wiegt Eisenerz allerdings schwer und ist doch nicht entsprechend wertvoll, besonders nicht unsere lothringische Minette. Wir dürfen uns darum nicht wundern, wenn der zweite große Posten unserer Ausfuhr auf die Eisenindustrie entfällt. An Roheisen, Eisen- und Stahlwaren aller Art versandte 1909 unsere Heimat nach auswärts 2,2 Millionen Tonnen, von denen 1,5 Millionen auf Altdeutschland kamen. Den folgenden gewichtigen Posten unserer Ausfuhr machen die Kohlen mit 1,3 Millionen Tonnen aus. Das ist nicht eben viel, wenn wir sehen, daß uns andere Länder über 4 Millionen Tonnen schicken mußten. Unsere Kohlenausfuhr verteilt sich beinahe zu gleichen Hälften auf Frankreich und Altdeutschland. Hierfür also ist die alte Handelsverbindung noch nicht zer- schnitten, hauptsächlich wohl deshalb, weil das kohlenarme Frankreich die Zufuhr aus fremden Ländern nicht entbehren kann. Unsere Gebirge liefern an Steinen und Kalk 156 000 t ans Ausland (davon 89 000 t nach Altdeutschland), unsere Wälder Holz im Gewichte von rund 140 000 t (davon über 100 000 t nach Altdeutschland). Der Löwenanteil unserer Einfuhr entfällt naturgemäß auf Steinkohlen, da wir nur nach Gewichten rechnen. Von den 6,7 Millionen Tonnen unserer Einfuhr waren 4 Millionen Tonnen Kohlen; über 3,6 Millionen Tonnen davon stammten aus Altdeutschland. Aus unserm sonstigen Warenverkehr wollen wir nur noch einige knappe Ausschnitte machen. Von unserer Getreideerzeugung kann uns die Eisen- bahnstatistik nicht alles erzählen. Sie gibt nur an, daß rund 80 000 t an Getreide eingeführt und ungefähr ebensoviel ausgeführt werden. Wir müssen da schon bei der Rheinhafenverwaltung in Straßburg anfragen. Sie ver- zeichnete 1909 rund 242 000 t, 1910 gar 331000 t vom Niederrhein her eingeführtes Getreide. Wie wenig noch unsere Viehzucht dem Bedarfe genügt, zeigt die Tat- sache, daß 1909 rund 91000 lebende Tiere (hauptsächlich Schweine) aus- geführt, aber 280 000 Stück eingeführt werden mußten. (86 000 Schweine, 43 000 Stück Rindvieh, 132 000 Stück Geflügel.) In steigendem Maße beziehen wir Obst, Gemüse und Trauben aus dem Auslande. Die Einfuhr an diesen Waren stieg von 23 000 t im Jahre 1884 auf 46 700 t im Jahre 1909. Die starke Geflügeleinfuhr und unser wachsender Bedarf an Obst dürften unsern Landwirten ein Fingerzeig sein, welche Zweige ihrer Wirtschaft sie noch mit Nutzen ausdehnen können. Von unserer Weinausfuhr haben wir schon an andrer Stelle ge- sprochen. Auch unsere Einfuhr schwankt je nach dem Ausfall der Weinernte. 6

8. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 39

1912 - Straßburg : Bull
39 deutschen Landen, hauptsächlich am Rhein und an der Mosel, erzeugt aber Weine mit ausgesprochenem Charakter. So fehlten der Mehrzahl unserer Weine jene Eigenschaften, die ihnen Namen und gutzahlende Käufer ver- schaffen könnten. (Doch auch dieser Mangel schwindet mehr und mehr. Das Sortengemenge verschwindet. Reine Sorten werden gezogen.) Man ist nach 1870 beim Weinverkauf nach Altdeutschland auch nicht ganz geschickt vorgegangen. Auch minderwertige Ware setzte man ab, anstatt zuerst sorg- fältig nur beste Ware auszuwählen und mit ihrer Hilfe dem elsässischen Gewächs einen guten Namen zu schaffen. Als dann der Ruf der Elsässer Weine verloren war, mußten unsere Winzer zusehen, wie ihre Weine nach der Pfalz, nach der Rheinprovinz und nach Württemberg wanderten, dort mit anderen Weinen vermischt wurden und als Pfälzer- oder Rheinweine oder unter einem anderen Namen wieder auf der Bildfläche erschienen. Der andere, der größere Teil der Schuld aber ist den Verhältnissen im Reiche zuzuschreiben. Nicht daß man über dem Rheine eine vorgefaßte Abneigung gegen unsere Weine gehabt hätte, im Gegenteil. Aber die Wirt- schaftsverhältnisse eines Landes sind in der Regel stärker als aller guter Wille. Das müssen wir uns etwas deutlich machen. Zunächst herrschten in den anderen deutschen Ländern ganz andere Gewohnheiten wie bei uns. Weil in Altdeutschland bei weitem nicht soviel Wein wächst, als seine Bewohner verbrauchen, mußte von jeher viel Wein ein- geführt werden. (Durchschnittlich für 24 Millionen Mark im Jahre.) Die billigen spanischen, portugiesischen und italienischen Weine kamen und kommen in großen Mengen ins Land. Sie sind immer süß. Bei ihnen hat sich der Verbraucher nie über zu großen Gehalt an Säure zu beklagen. Ja, man kann diese Weine „strecken", und sie schmecken immer noch ganz gut. So gewöhnte man sich langsam an den verwässerten oder gar verfälschten Wein, so verlor man den Geschmack für reinen Naturwein. „Weinfabriken" halfen mit, den Geschmack zu verderben. Die chemische Wissenschaft hatte inzwischen gewaltige Fortschritte gemacht. Sie zeigte, daß man den Wein- stock gar nicht so nötig brauchte, um Wein zu bekommen. Billige Rosinen ließ man aus den Mittelmeerländern kommen, Zucker gab es im Lande selber genug, und um das nötige „Buckett", das dem Weine einen besonderen Geschmack, seinen Charakter gibt, war man auch nicht verlegen. Der „Wein" war fertig und kam noch lange nicht so teuer wie der, den der Winzer im Schweiße seines Angesichtes pflanzte und doch nicht besser machen konnte, als ihn Gottes Sonne hatte werden lassen. Wohl verlangten unsere Winzer, daß man entweder die Kunstwein- herstellung ganz verbot oder doch den Kunstwein so hoch besteuerte, daß er

9. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 41

1912 - Straßburg : Bull
41 Verwandten mit dem falschen Geburtsschein deutlich unterscheiden hilft. Nicht im ersten Anlauf wurde das Ziel erreicht, und auch nicht alle Wünsche unserer Winzer sind in Erfüllung gegangen. Aber seit beni 1. Oktober 1909 gibt es ein Reichsweingesetz, das die meisten Schädigungen unseres Weins aus früheren Jahren unmöglich macht. Der Kunst wein ist verboten. Wer dem Naturwein Zucker beigesetzt hat — und es ist vorgeschrieben, wann und wie dieser Zusatz erfolgen darf —, muß es beim Verkauf angeben, „deklarieren". Nun ist der reine Wein wieder in seine Rechte eingesetzt. Der Verkäufer ist sicher, nicht mehr wie ehemals betrogen werden zu können. Vor allem aber kann nicht mehr Elsässer Wein als Mosel- oder Rheinwein ins Land gehen. Nach seiner Heimat muß der Wein benannt werden. Jetzt erst hat unser Rebbau jenes weite Feld vor sich, von dem unsere Winzer nach 1870 soviel für sich erhofften. Am erfreulichsten aber ist, daß man in Altdeutschland mehr und mehr Geschmack für reinrassigen Wein bekommt und sich von dem gezuckerten Getränk abwendet. Seit 1903 etwa gehen unsere Weine in steigenden Mengen über den Rhein. (1903: 144000 dl, 1904:156000, 1905:255000,1906: 315000,1907: 346000, 1908: 300000, 1909: 266000, 1910: 266000. Die Schwankungen er- klären sich aus dem verschiedenartigen Ernteausfall. Zugleich gewinnt die Schaumweinausfuhr des Landkreises Metz immer mehr an Bedeutung. 1902/03 lieferten die dortigen Schaumweinfabriken rund 668000 Flaschen, 1907/08 über 11 /2 Million.) — Zuletzt ist also doch auch unserm Wein die Ver- bindung des Reichslandes mit dem Reiche zum Segen geworden. Es war nicht ganz leicht, diesen Weg zu finden. Der Hauptteil des deutschen Volkes, die Nichtwinzer, mußten ihren Widerstand gegen den Schutz des Naturweins aufgeben. Um das zu erreichen, bedurfte es langer Ver- handlungen, und erst als die Mehrheit des deutschen Volkes durch seine Ab- geordneten im Reichstage für das Weingesetz gewonnen war, konnte es Gesetz werden. Die Reichsregierung konnte nichts tun ohne den Willen der Mehr- heit unseres Volkes, d. h. der Mehrheit der Volksvertreter. Sie hat ja nicht nur für einen einzelnen Stand, sondern für das Wohl aller zu sorgen. Wie schwer das oft ist, mag uns ein weiterer Wunsch nicht nur der elsässischen, sondern der gesamten deutschen Winzer lehren. Sie verlangen z. Zt. wenigstens die Erhaltung der bisherigen Zölle auf ausländische Weine. (Bisher auf Weinmaische 10 Mk., für Verschnittweine 15 Mk. für einen Doppelzentner.) Nun sind die ausländischen Weine an sich viel billiger als die unsern (billige Arbeitslöhne, große Erntemengen usw. in jenen Ländern). Unsere Winzer sagen nun: Selbst mit einem Zollsatz von 10 Mk. kommen diese Weine noch billiger, als wir sie liefern können, wenn wir etwas verdienen wollen.

10. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 80

1912 - Straßburg : Bull
80 aus andern Ländern zu uns kommenden Waren aus Frankreich. 1909 verzeichnete mit 7 vom Hundert eine kleine Steigerung, die in der Hauptsache aber der Erzausfuhr aus dem französischen Minettegebiet zuzuschreiben ist. (Unsere Erzeinfuhr ist von 25 000 t im Jahre 1884 auf 192 000 t im Jahre 1909 angewachsen.) In gleichem Maße, wie sich die alte Handelsverbindung mit Frankreich löste, wurde die mit dem übrigen Deutschland enger. Altdeutsches und elsaß- lothringisches Wirtschaftsleben verschlingen und verweben sich immer fester und inniger. Während 1884 von unserer Güterausfuhr erst 62 vom Hundert nach dem übrigen Deutschland gingen, waren es 1909 bereits 80 vom Hundert. Es ist wohl zu erwarten, daß die Steigerung anhält. Jedenfalls heißt zum weitüberwiegenden Teile unser Markt heute Altdeutschland. Vier Fünftel unserer gesamten Ausfuhr verkaufen wir dorthin. Geht es den Brüdern drüben in deutschen Landen gut, so haben auch wir Vorteile davon. Je mehr dort Landwirtschaft, Handwerk, Industrie und Handel blühen, desto besser für uns, desto leichteren Absatz finden unsere Waren. Es ist tatsächlich wieder wie in der alten deutschen Zeit: Je mehr der Elsaß-Lothringer Anteil nimmt an den deutschen Dingen, je mehr die deutschen Sorgen auch seine Sorgen sind, desto besser ist es für seine eigene Heimat. In etwas anderer Weise hat sich unsere Einfuhr entwickelt. 1884 kamen rund 18 vom Hundert aller eingeführten Waren aus dem Auslande, 1909 dagegen schon 20. Daß an dieser Steigerung auch Frankreich Anteil hat, sahen wir bereits. Unter den fremden Ländern, die uns Waren liefern, steht aber Belgien noch über Frankreich. Dieses Übergewicht verdankt Belgien natürlich seinen Kohlensendungen. Nicht weniger als rund 4oo Ooo t haben wir 1909 an Steinkohlen und Koks aus dem Auslande, d. h. größtenteils ans Belgien, bezogen. Daß steigende Warenmengen uns aus dem Auslande zuströmen, ist ein Beweis dafür, wie schön und glückverheißend unser ganzes Erwerbsleben aufblüht. Besonders auffallend gestiegen ist die Einfuhr solcher Waren, die wir nicht aus Deutschland beziehen können, weil die Fremde sie allein oder doch im Überstuß besitzt: Baumwolle, Düngemittel, (Chilisalpeter), Kalk und Gips, Obst, Gemüse und Trauben, Wolle. Dazu kam in letzter Zeit die starke Steigerung der französischen Erz- und der belgischen Kohleneinfuhr. Sehen wir uns die ausgeführten Gütermengen im einzelnen an, die der fleißige Statistiker in seiner langen Zahlenreihe aufgeschrieben hat, so treffen wir Bekanntes wieder, die Hauptgewerbe unseres Landes, die seinen Reichtum mitbegründen. Von den 10,2 Millionen Tonnen, die wir 1909 abgeben konnten, kamen etwa 5,25 Millionen auf Eisenerz, und davon
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